Shotokan Karate
Die Ursprünge des Karate-Do
Im heutigen Okinawa stand einst die Wiege des Karate. In der Vergangenheit wurde diese Kampfkunst von Außenstehenden stets streng geheim gehalten. Die meisten Historiker stimmen darin überein, dass die einzigartige okinawanische Form des waffenlosen Kampfes, das Karate, seine Entstehung einem Verbot von Waffen verdankt.
In dieser kriegerischen Zeit wurden aus der Notwendigkeit heraus, den Feind auf dem Schlachtfeld zu bezwingen, ständig neue Kampfmethoden und Techniken erfunden. Diese wurden über Generationen von Schülern hinweg weitergegeben. Es wurden Verbesserungen vorgenommen, die schließlich zu den hochverfeinerten Techniken unserer Tage führte.
Entwicklung des Shotokan Karate-Do
Funakoshi Gichin, geboren 1868 in Shuri auf Okinawa
Ursprünglich als Hauptschullehrer tätig, wird er heute als Begründer des Shotokan–Karate angesehen. Shoto war Funakoshis Künstlername und bedeutet Pinienrauschen – seine erste eigene Trainingshalle (im Frühjahr 1935 in Tokyo eingeweiht) wurde aus diesem Grund Shotokan genannt. Diese Bezeichnung wurde später für seinen Karate-Stil übernommen.
Funakoshis Zielsetzung war: Schulung von Geist, Charakter und innerer Einstellung.
„Bevor du den Gegner besiegst, musst du dich selbst besiegen.“
Wichtig war ihm auch der Selbstverteidigungsaspekt des Karate. Von Funakoshi stammt die im heutigen Wettkampfkarate kaum mehr beachtete Maxime: „Im Karate gibt es keine erste Hand.“ (d. h., ein Karateka soll niemals, auch nicht präventiv, zuerst angreifen.)
Funakoshis dritter Sohn Yoshitaka Giko entwickelte 1938-1945 tiefere und längere Stellungen und ab 1943 Gohon-Kumite, Sanbon-Kumite und Ippon-Kumite. Insgesamt ein dynamischerer und kämpferischerer Stil. Außerdem den Mawashi-Geri, Yoko-Geri-Kekomi, Yoko-geri-Keage, Ura-Mawashi-Geri und Fumi-Komi. Sein Schüler Kase Taiji Sensei wiederum entwickelte zeitgleich den Ushiro-Geri und den Keiten-Geri.
Professor Nakayama Masatoshi (1913-1987), Schüler von Gichin Funakoshi, entwickelte das Jiyu-Kumite, welches später die Grundlage für den Wettkampf im Shotokan-Karate darstellte. Die spezielle Form des Kumite ermöglichte eine realistischere Kampfsimulation und eine gute Grundlage für die strategische Analyse, die auch zur Verbesserung der Selbsteinschätzung führte. Die korrekte Ausführung der Techniken wurde durch die Schiedsrichter kontrolliert.
Nach dem Tode Funakoshis spalteten sich die Anhänger Funakoshis in zwei Gruppen. Eine lehnte Nakayamas Weg als zu sportlich ab und gründete 1958 das Shotokai Karate. Shotokai Karate veranstaltet keine Wettkämpfe, die Katas sind mit den Shotokan-Katas weitgehend identisch.
Kanazawa Hirokazu (* 1931) wiederum gründete 1974 mit mehreren Meistern die Shotokan Karate International SKI. Die heutige Versportlichung des Karate (2020* war Karate sogar olympische Disziplin) wäre ohne diese Abspaltung nicht möglich gewesen.
*die Wettkämpfe fanden aufgrund Corona in 2021 statt